städtepartnerschaft

Partnerschaft zu Delaware gedeiht

Deutsch-Amerikanisches Partnerschaftskomitee aus Baumholder besucht Delaware

Delaware. Der Freundschaftsbaum vor der Stadtverwaltung in Delaware wächst. Er ist bereits doppelt so groß wie Bernd Alsfasser, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Baumholder. Vor sechs Jahren hatten er sowie die damals sechsjährigen Mädels Emilia und Katie - als Symbole für die Zukunft der  Verbindung - das silberne Schild vor dem frisch gepflanzten Baum gesetzt. Darauf ist zu lesen: „Friendship Tree - Freundschaftsbaum“. Zwischen Delaware und Baumholder. 

Das ist nun sechs Jahre her. Und wie der Baum ist auch die Freundschaft gewachsen, wie Carolyn Riggle, die Bürgermeisterin der etwa 40000-Einwohner-Stadt im US-Bundesstaat Ohio am Abschlussabend nach dem Besuch des Deutsch-Amerikanischen Partnerschaftskomitees aus Baumholder betonte: „Als ich das erste Mal nach Deutschland kam, war ich nervös. Aber die Art, wie man uns willkommen geheißen hat, hat mich sehr bewegt. Mit dem Trip in diesem Jahr ist unsere Verbindung noch intensiver geworden. Und ich bin überzeugt: Deutsche sind die nettesten Menschen überhaupt.“

Zu diesem Zeitpunkt lag eine sehr intensive, bewegende und emotionale Woche hinter den zehn Freunden der deutsch-amerikanischen Beziehungen und der Partnerschaft, die Delaware einen Besuch abstatteten und bei Gastfamilien untergebracht waren. Das Partnerschaftskomitee auf amerikanischer Seite hatte ein strammes, vielfältiges und interessantes Programm zusammengestellt und ging enorm auf die Wünsche der Gäste ein. „So viel Gastfreundschaft hab ich noch nie erlebt“, ist Kristina Rech nach der Reise begeistert. Und auch Bernd Brombacher betont, wie „herzlich und respektvoll wir von den Offiziellen der Stadt Delaware behandelt wurden“. Und weiter: „Eine Steigerung diesbezüglich ist für mich kaum vorstellbar. Es war ein tolles Erlebnis, an dieser Tour teilzunehmen.“

„Es war außergewöhnlich, wie sich um uns gekümmert wurde“, resümiert auch Bernd Alsfasser. Einen Besuch im Columbus Zoo gab es zum Auftakt. Dort konnten die Besucher nicht nur Giraffen füttern, es gab auch eine unerwartete Begegnung: Eine Frau sprach Bernd Mai, den Vorsitzenden des Baumholder Partnerschaftskomitees, an. „Sind Sie nicht der, der die Deutschland-Besuche der Ohio Wesleyan University organisiert?“ Mai war überrascht und froh, dort dann auch den Studenten der OWU zu treffen, der einst in Baumholder zu Gast war. „Kleine Welt“, kommentierte Mai. 

Es folgte am Abend ein offizielles BBQ im Haus des ehemaligen City-Managers Tom Homan. Bei angenehmen Temperaturen, die übrigens die ganze Woche die Reise versüßten, saßen alle gemeinsam bei Bier und Burgern im Garten, tauschten Erinnerungen und Pläne aus und knüpften Kontakte. Denn Kontakte vertiefen, das war das Ziel, das sich die Delegation vorgenommen hatte. Schließlich sei es schwierig, eine Partnerschaft über rund 6700 Kilometer aufrecht zu erhalten. Trotzdem war auf beiden Seiten der Wille erkennbar, es weiter zu versuchen. So fragte der Schachclub aus Delaware beim mitreisenden Geschäftsführer des VfR Baumholder, Dieter Bergisch, nach, ob nicht auf Vereinsebene die Freundschaft ausgebaut werden könnte. Auch Schulpartnerschaften wurden angesprochen, zumal die beiden mitreisenden Kinder, Emilia Mai und Anna Rech, jeweils einen Tag in den USA in die Schule gingen; Lea Rech verbrachte einen Morgen an der Uni.

Es folgten Besuche im Statehouse und im German Village in Columbus, beim Rotary-Club oder in der Kreisverwaltung sowie auf einer Farm. Ein besonderes Erlebnis war das Spiel im Eishockey-Stadion der Blue Jackets in Columbus. „Einen 6:2-Sieg gegen Toronto hatte niemand erwartet“, sagt Mai. Und freute sich, dass am nächsten Tag an der Ohio Wesleyan University (OWU), deren Kontakte nach Baumholder Grundlage für die Partnerschaft waren, ebenfalls acht Tore fielen – allesamt für OWU.  In der Halbzeit hatte die Uni eine besondere Überraschung parat: Die Delegation sollte auf den Rasen kommen, alle wurden namentlich begrüßt, eine Baumholder Flagge wurde ausgebreitet. Schon vor dem Spiel hatten Eltern, deren Jungs im vergangenen Jahr Baumholder besuchten, für die deutschen Gäste ein „Tailgate“, also eine Party mit Essen und Getränken, vor dem „Jay Martin Soccer Complex“ organisiert. 

Der Besuch an der Uni hatte für alle Beteiligten besondere Bedeutung. Erst im vergangenen Sommer war die OWU-Fußballmannschaft in Baumholder zu Gast, um von dort aus Deutschland zu bereisen.  Seit 1990 besteht bereits die Verbindung zu Jay Martin, dem Cheftrainer, der am Samstag voriger Woche zum letzten Mal bei einem Heimspiel auf der Trainerbank saß. Ein emotionaler Moment, zumal etwa 200 ehemalige Spieler aus den vergangenen 47 Jahren gekommen waren. Unter ihnen war auch Matt Byers, der einst seine Freundin, eine Soldatin nach Baumholder begleitete und beim VfR Fußball spielte. Auf ihn ging die Freundschaft zu Jay Martin, zu Delaware und letztendlich auch die Partnerschaft zurück. Zufall war, dass das Abschiedsfest der Delegation wie auch das Wiedersehen der OWU-Fußballer im gleichen Lokal gefeiert wurden. So kamen auch Studenten zu ihren ehemaligen Gastfamilien sowie zu ihren Tour-Koordinatoren den Mais.  Viele Erinnerungen, viele Emotionen.

Aber nicht nur Fußball stand an der Uni auf dem Programm. Die Reisegruppe schaute sich den Campus an - ein Spieler, der auch 2023 in Deutschland dabei war, führte sie durch die Gebäude, aufs Football-Feld und in die Sporthalle. Besonders beeindruckt waren die Deutschen von der renovierten Bibliothek. Die Glasfenster sind Kunst.

Um Kunst in einer Bibliothek ging es auch bei der Ausstellung des Fotoclubs Tele Freisen, die im Beisein der Truppe vorgestellt wurde.  Der Ursprung dieser Idee lag in Delaware. Carolyn Riggle schenkte Bernd Alsfasser, dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG), beim Besuch 2018 ein Buch mit Impressionen der Stadt. „Eine gute Idee, so etwas sollten wir auch machen“, befand der Bürgermeister. Und nahm Kontakt zu Franz-Rudolf Klos, dem damaligen Vorsitzenden des Fotoclubs, auf.

Von nun an waren 16 Tele-Fotografen oft in der benachbarten VG unterwegs. Suchten Eigenheiten in den Dörfern, bannten Landschaften ins Bild und besuchten Veranstaltungen. Bis dann das ganze Projekt mit Corona zum Stillstand kam.  Eineinhalb Jahre lang. Lediglich ein paar eindrucksvolle Bilder von menschenleeren Straßen in Baumholder, die ebenfalls in Delaware zu sehen sind, zeugen von dieser Zeit. Nach der Pandemie ging es dann weiter.

Anschließend, als hunderte Bilder im Kasten waren, ging es ans Aussuchen. So groß war die Auswahl, dass nicht alle Bilder gezeigt werden könnten, die es verdient gehabt hätten. In mehreren Sitzungen wurden dann die Bilder ausgesucht, die am besten die VG repräsentieren. Denn Ziel war es, dass die Bürger in Delaware, die vermutlich niemals nach Baumholder reisen werden, sehen, was ihre Partnerstadt und die Region zu bieten haben. „Wir wollten zeigen, wo wir leben und wer wir sind“, so Alsfasser. Unterstützt wurde die ganze Aktion vom Programm „Willkommen in Rheinland-Pfalz“ der Landesregierung. 

Zunächst waren die Bilder im Kulturzentrum „Goldener Engel“ in Baumholder ausgestellt. Dann wurden sie verpackt und nach Delaware geschickt, wo das dortige Partnerschaftskomitee die weitere Organisation übernahm. Tom Hering beispielsweise war zusammen mit einigen seiner Schüler der Hayes Highschool – der 19. Präsident der Vereinigten Staaten, Rutherford Hayes, stammte aus Delaware – für das Aufhängen in der Bibliothek verantwortlich. „Ich habe so viel über das Aufhängen von Bildern gelernt“, scherzte der Lehrer, zeigte sich aber gleichzeitig beeindruckt von den Fotografien. Genau wie die Besucher, die den Weg zur Ausstellung gefunden hatten. Unter ihnen waren auch Barry Carter, einst Kommandeur in Baumholder, und seine Frau Julie, die etwa zwei Stunden von Delaware entfernt wohnen. Sie freuten sich, lieb gewonnene Eindrücke von Baumholder zu sehen, fragten nach so manchem Restaurant und Weggefährten. Und waren begeistert von den Aufnahmen. Rand Guebert vom Partnerschaftskomitee in Delaware lobte die Bilder ebenfalls: „Ich bin absolut kein Fotograf, und trotzdem kann ich sagen: Diese Bilder sind so gut.“

Bernd Mai verband die Ausstellung gar mit einer Hoffnung: „Vielleicht bewegen die Bilder die Bürger in Delaware dazu, nach Baumholder zu kommen, um sich all` diese Motive live anzusehen.“   Eine davon ist Carolyn Riggle. Sie hat vor, 2026 erneut nach Baumholder zu kommen. 

Die Delegation ist mittlerweile wieder zu Hause. Aber der Fotoclub Tele Freisen wird weiterhin in Delaware präsent sein. Denn die Bilder werden künftig auch in anderen Gebäuden in der Stadt gezeigt. „Das ist gelebte Partnerschaft“, freut sich Franz-Rudolf Klos. Und zieht eine positive Bilanz: „Es ist toll, dass nach all den Schwierigkeiten um die Pandemie die Ausstellung doch noch zustande kam. Damit hat sich die viele Arbeit gelohnt.“